Am Sonntag, den 6. September 2015 fand am Obsthof Bernhard in Ettenkirchen die feierliche Eröffnung der Bodensee-Apfelsaison 2012/16 und der Apfelwandertag 2015 statt. Die Besucher ließen sich auch vom Regen am Vormittag nicht beirren und erschienen bereits zahlreich zum Begrüßungsgottesdienst. Gegen Mittag wurde es wieder sonnig und auch der diesjährige Apfelwandertag wurde ein voller Erfolg für alle Beteiligten.
Zusammenfassung der „Begrüßung und Eröffnung“ von Helmut Jäger, Vorsitzender Obstregion Bodensee e.V. und Vorsitzender Bayrischer Erwerbsobstbauernverband e.V.
Nachfrage nach Erzeugnissen mit regionaler Herkunft auf dem Vormarsch
Nach einer Studie der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) ist Regionalität für den deutschen Verbraucher Thema Nr. 1. Befragt nach den Kriterien beim Kauf von Lebensmitteln, rangiert Frische vor dem Preis an erster Stelle. An dritter Stelle folgt das Kriterium Vertrauen. Regionalität ist die Reaktion des Verbrauchers auf zunehmende Entfremdung und Anonymität durch die Globalisierung.
Rabattaktionen des Lebensmitteleinzelhandels zu Lasten der Produzenten
Inzwischen werden 20 Prozent des Umsatzes an Gütern des täglichen Bedarfs in den Supermärkten über Rabattaktionen erzielt. Vor zehn Jahren lag der Anteil noch bei zehn Prozent. Obwohl der Verbraucher dieser Aktionen allmählich überdrüssig wird und kaum mehr Umsatzzuwächse damit zu erreichen sind, wie die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in Untersuchungen unlängst festgestellt hat, setzt der Lebensmitteleinzelhandel im Konkurrenzkampf der Konzerne untereinander unvermindert auf diese Waffe. „Die Schlacht der Lebensmittelkonzerne um Marktanteile wird auf dem Rücken der Produzenten ausgetragen“, kritisiert Jäger diese Ausübung einseitiger Marktmacht gegenüber den Produzenten. Die Gefahr sieht Jäger auch in einer steigenden Bio-Produktion, die von einschlägigen politischen und gesellschaftlichen Interessengruppen oftmals rücksichtslos eingefordert werde. Die Region Bodensee hat einen Bio-Anteil an Tafeläpfeln, der bei etwa sieben Prozent liegt und damit im europäischen Vergleich der bedeutenden Apfelanbaugebiete die Spitze markiert. Jäger warnt davor, dass eine schnell wachsende Bio-Produktion unter den geltenden Marktmechanismen in die gleiche Preisspirale nach unten gezogen zu werden drohe.
Zusammenfassung der Begrüßungsansprache von Ministerialdirigent Joachim Hauck
Äpfel sind seit jeher das Lieblingsobst der Deutschen. Durchschnittlich 26 Kilogramm Äpfel isst jeder Verbraucher in Deutschland pro Jahr, die meisten davon frisch – so die Statistik.
Baden-Württemberg ist mit einer Fläche von 15.000 Hektar das bedeutendste Obstbauland in Deutschland. Die wichtigsten Obstbauregionen sind die Bodenseeregion, die Rheinebene und das Neckartal. Alleine in der Bodenseeregion werden rund 7.500 Hektar von ca. 1.200 Betrieben bewirtschaftet. Knapp 90 Prozent dieser Fläche dient der Apfelproduktion. Das Bodenseegebiet ist darüber hinaus auch Deutschlands führendes Anbaugebiet für Bio-Obst.
Die Wachstumsbedingungen für erstklassige Äpfel sind in dieser Region nahezu ideal. Fruchtbare Böden, sonnige Lagen und eine ausgewogene Wasserversorgung bieten hervorragende Wachstumsbedingungen. Top-Fachleute sorgen darüber hinaus mit ihrem Wissen, viel Fleiß und Erfahrung im Anbau und der Vermarktung für die entsprechenden Qualitäten und den Erfolg. Kurze Transportwege und eine gut organisierte und qualitätssichernde Vermarktung tun ihr Übriges und garantieren darüber hinaus maximale Frische.
Regionale Lebensmittel genießen bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern einen hohen Vertrauensvorschuss. Sie stehen für kurze Transportwege, Frische, Geschmack und Authentizität. Darüber hinaus tragen sie zum Erhalt von Arbeitsplätzen und zur Stärkung von regionalen Wertschöpfungsketten gerade im ländlichen Raum sowie zum Erhalt einer intakten und vielfältigen Natur- und Kulturlandschaft bei.
25 Jahre Gläserne Produktion
Die Landesaktion „Gläserne Produktion“ feiert in diesem Jahr ihr 25jähriges Jubiläum. Sie hat sich als eine wichtige flächendeckende Kommunikations- und Erlebnisplattform für die Land und Ernährungswirtschaft und für die Endverbraucher entwickelt und etabliert. Seit 1991 führt die Aktion jedes Jahr mehr als 400.000 Verbraucherinnen und Verbraucher auf landwirtschaftliche und lebensmittelverarbeitende Betriebe.
Ziel der Landesaktion „Gläserne Produktion“ ist es, die Erzeugung und die Herstellung von Lebensmitteln in Baden-Württemberg transparent zu machen. Die „Gläserne Produktion“ steht für einen offenen Dialog zwischen Verbraucherinnen, Verbrauchern und Erzeugern.
Landesweit wirken einige hundert landwirtschaftliche und lebensmittelverarbeitende Betriebe mit. Sie bieten Betriebsführungen, Feldrundgänge, umfassende Information zur Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung, sowie Aktionen rund um Spiel und Spaß an.
Die „Gläserne Produktion“ zeigt jedes Jahr von neuem, dass die direkte Begegnung von Erzeugern und Verbrauchern bestens geeignet ist, Verbraucherinnen und Verbraucher die heimischen Agrarprodukte näher zu bringen und Vertrauen zu schaffen.
Ausblick auf die Ernte 2015
Nach der Rekord-Apfelernte von 2014 wird in Baden-Württemberg nach Schätzungen des Statistischen Landesamtes in diesem Jahr wieder mit einer kleineren Apfelernte gerechnet. Die extreme Hitze und die lange Trockenheit werden vielerorts zu einer geringeren Ernte führen, so die ersten Schätzungen der amtlichen Obsternteberichterstatter von Mitte Juli.
Zusammenfassung der Begrüßungsansprache von Dr. Egon Treyer, Marktgemeinschaft Bodenseeobst eG
Rückblick: Was sich in der letzten Kampagne aufgrund der großen Ernte und des zeitlgeichen Embargos in Russland abspielte
Es wurde von Beginn an in ganz Europa versucht, preisaggressiv die Regale zu besetzen. In der Verdrängung der Anbieter untereinander, was man emotionslos Wettbewerb nennt, wurde den Abnehmern schnell immer billiger angeboten.
Zunächst hatte dies keinen Mehrkonsum zur Folge. Die Produzenten verloren einfach nur Geld. Diese Situation kostete die Obstbauern in Deutschland insgesamt mehr als 100 Millionen Euro, die jetzt in den Betrieben fehlen. Die Sorten-Abrechnungen bei den Produzenten hier am Bodensee zeigen, dass bei 80 Prozent der abgerechneten Mengen nicht einmal knapp die Produktionskosten gedeckt werden konnten, sondern bei weitem nicht.
Warum soll der Apfel aus der Region Bodensee dem Allerweltsapfel vorgezogen werden?
Betriebsgrößen von durchschnittlich zehn Hektar erlauben den Obstbauern größere Sorgfalt in der Wirtschaftsweise. Angefangen bei der Pflanzung der verschiedenen Apfelsorten an ihren Standorten, die ihrem Bedürfnis an Bodenfruchtbarkeit und Klima optimal gerecht werden, über die Pflegemaßnahmen, wie den rechtzeitigen Baumschnitt, den Pflanzenschutz, die Ausdünnung, um optimale Fruchtgrößen zu erzielen, bis hin zur Ernte im exakt passenden Zeitfenster, um den günstigsten Reifegrad für Geschmack und Haltbarkeit zu erreichen. Gerade dieses Jahr bekommen wir einen sehr aromatischen Jahrgang mit einem sehr guten Zucker-Säure-Verhältnis. Die Früchte werden etwa zwei Brix mehr Zucker aufweisen als im letzten Jahr, und das ist perfekt.
Unter rund 20 Hauptsorten vom Bodensee kann der Verbraucher auswählen und seine unterschiedlichen geschmacklichen Präferenzen setzen. Elstar und Jonagold gehören zu den Spitzenvertretern in der Region, weil die Standortbedingungen am Bodensee sie in geradezu idealer Weise begünstigen. Gala und Braeburn stehen in der Bedeutung im Anbau kaum nach. Bei ihnen hat sich der Ertragsrückgang weniger bemerkbar gemacht.
Äpfel vom Bodensee haben beim Lebensmitteleinzelhandel und beim Verbraucher einen sehr guten Ruf. Dazu schaffen transparente Bewirtschaftungsmethoden, begleitet von Qualitätssicherungssystemen, die die Obstqualität heute bestimmen, ein Klima des Vertrauens. Der Verbraucher zeigt es, indem er bei seiner Kaufentscheidung immer mehr dem regionalen Angebot und dessen ökologischen Vorteilen gegenüber globalen Angeboten den Vorzug gibt.
Von Farben und Mutanten: Werner Baumann
Wir präsentieren beim diesjährigen Apfelwandertag die Sorten, die jetzt gerade geerntet wurden, beziehungsweise deren Mutanten. Man erkennt irgendwann, da ist ein Baum mit weniger Farbe, mit mehr Farbe oder mit Streifen. Diese Äpfel werden dann selektiert und das nennt man dann einen Mutanten. Gala ist eine relativ farblose Sorte, während der Schnico, das ist das neueste seit einem Jahr, der hat nahezu 100 Prozent Farbe. Da die Bauern auch nach Farbe bezahlt werden, ist natürlich auch die Suche nach noch mehr Farbe interessant. Schnico ist ein Mutant vom Gala.
Experten in Sachen Pflanzenschutz: Christian Scher
Bezüglich Pflanzenschutz hat man immer noch das Bild der damaligen Zeit vor Augen, als nach Terminkalender der Pflanzenschutz ausgebracht wurde. Das hat sich über viele Jahrzehnte deutlich verändert. Dem Wunsch des Verbrauchers und des Gesetzgebers nach rückstandsfreiem Obst ist man nachgegangen. Pflanzenschutzmittel in Reinkulturen müssen eingesetzt werden, allerdings gezielt. Das heißt, wir kontrollieren die Anlagen, wir finden heraus, ob und welcher Schädling auftritt und nur dann wird reagiert. Auch hier hat sich vieles verändert. Früher hat man die Sache eher chemisch betrachtet, heute ist es eine Kombination von verschiedenen Verfahren, der so genannte integrierte Pflanzenschutz, bei dem verschiedene Methoden miteinander verbunden werden. Man schaut erst einmal, ob man unter Einbeziehung der Nützlinge überhaupt etwas machen muss. Es gibt physikalische Methoden, das schönste Beispiel ist der Apfelwickler, gegen den mit einem Verwirrdispenser ein Pheromon, ein Sexuallockstoff, in die Anlage eingebracht wird, der die Männchen verwirrt, die dann die Weibchen nicht mehr finden. Dadurch wird tatsächlich schon die Eiablage vermindert. Natürlich gibt es immer wieder Zuflug von außen, aber es wird gemindert. Das Pheromon ist synthetisch hergestellt, aber es ist der Stoff, den die weiblichen Apfelwickler aussenden, um die Männchen anzulocken. Auf der anderen Seite gibt es dann noch Viruspartikel, die speziell nur den Apfelwickler befallen. Das hat man über viele Jahre beobachtet. Es sterben viele Apfelwickler ab und man fragte sich warum. Man fand ein dafür verantwortliches Viruspartikel, das entsprechend kultiviert und in ein Pflanzenschutzmittel eingebracht wurde. Dieses Pflanzenschutzmittel ist so selektiv, dass es nur den Apfelwickler betrifft. Der Mensch und die Umwelt sind davon in keinster Weise betroffen. Nach diesen Maßnahmen gibt es nur noch ganz wenige Flächen, die so stark befallen sind, dass überhaupt mit chemischen Produkten gearbeitet werden muss. Aber auch da kommt man vielleicht mit einer Maßnahme mit chemischen Produkten im Jahr aus. So hat man das Wissen, das wir über viele Jahre entwickelt haben, kombiniert, so, dass der chemische Pflanzenschutz auf ein Minimum reduziert werden konnte.
Auch im biologischen Anbau werden Pflanzenschutzmittel eingesetzt. Dort funktioniert es genauso, auch dort wird nachgesehen, ob man mit physikalischen Mitteln oder Verwirrverfahren etwas erreichen kann, und so muss nur ganz wenig Pflanzenschutz eingesetzt werden, um qualitativ hochwertiges Obst zu haben.
Pflanzenschutzmittel, biologisch oder chemisch, kosten ja auch Geld. Der Landwirt will ja nicht irgendetwas machen, von dem er nicht weiß, ob es ihm überhaupt etwas bringt. Das wie wenn man zum Arzt geht, der sieht nach, was ist da los und was kann man machen?
Ich bin selbst in einer so genannten übergebietlichen Pflanzenschutzberatung des Landwirtschaftsamtes tätig, das heißt, alle Landwirte können unser Wissen nutzen, um wirklich bestmögliche Ware dem Endverbraucher anbieten zu können. Information ist die beste Prävention.
Neun Monate Vorbereitungszeit: Franz Bernhard (Organisator)
Es gibt ein Organisationsteam, jeder beteiligte Verein entsendet Leute und so entsteht ein größeres Team von etwa zehn Leuten, die den Apfelwandertag organisieren. Wir sind mit der diesjährigen Veranstaltung sehr zufrieden. Auch wenn es am Vormittag noch geregnet hat, war es am Nachmittag doch noch sehr schön und sehr viele Besucher sind gekommen. Die Gäste waren jedenfalls begeistert. Die Vorbereitungen für diesen Tag begannen ungefähr ein dreiviertel Jahr vorher mit Besprechungen, ob man es überhaupt macht, wer alles mitmacht und so weiter. In diesen Vorbereitungen steckt sehr viel Arbeit im Hintergrund. Auch von allen beteiligten Höfen ist jemand mit im Organisationsteam.
2011 fand der Apfelwandertag zum ersten Mal statt. Es war damals so, dass die Kirchengemeinde Geld brauchte, für die Kirchensanierung und -renovierung. Das kam so gut an, dass wir die Veranstaltung im nächsten Jahr wiederholten. Im Jahr darauf nahmen wir auch verschiedene Vereine mit ins Boot, in der Hoffnung, dass diese den Apfelwandertag dann weiter machen. Es ist ja nicht Aufgabe der Kirchengemeinde, Feste zu organisieren. Ob es weitere Apfelwandertage geben wird, hängt natürlich auch von den Höfen ab, die mitmachen. Wir sind gerade mitten in der Erntezeit und da ist das schon eine Herausforderung.
Von der Romantik auf dem Bauernhof: Norbert Bernhard (Hofbetreiber des Obsthof Bernhard)
Peter Rehm war früher bei uns auf dem Betrieb als Betriebshelfer und kam mit Äpfeln und Obst in Verbindung. Da wir auch eine Selbstvermarktung haben, kam er so in dieses Geschäft hinein. Als Peter 2004 begann, selber zu vermarkten, erinnerte er sich an mich, und seitdem kauft er bei uns die Ware ein. Peter bestellt wöchentlich zwei bis drei mal und bekommt die Sachen immer frisch. Wir bemühen uns natürlich sehr, immer gute Qualität zu liefern. Es funktioniert sehr gut, das muss ich wirklich sagen. Von uns bekommt Peter Äpfel, Birnen, Kirschen und Erdbeeren. Andere Beerensorten kauft er bei anderen Erzeugern, weil ich auf diese nicht spezialisiert bin. Die Hauptsorten, die auch auf den Märkten in Österreich verkauft werden, sind Elstar, Jonagold und Jonagored.
In den Jahren nach dem Krieg bis etwa 1990 waren das alles typische Mischbetriebe hier am Bodensee. Man hatte Vieh, Obst, auch Hopfen zum Teil, ein bisschen Kartoffeln, die ganze Bandbreite. Dann kam immer mehr die Spezialisierung in Richtung Vieh, aber auch in Richtung Obstbau. Das ist auch schon wegen der Mechanisierung nicht mehr möglich. Wenn man sich die heutigen Maschinen ansieht, das sind Hightech-Maschinen, mit denen nicht mehr die gesamte Bandbreite abgedeckt werden kann.
Früher waren die Maschinen universeller einsetzbar und es wurde auch noch vieles von Hand gemacht. Erntehelfer wurden jedoch immer teurer und das trifft uns dahingehend, dass wir die Kosten der Erntehelfer nicht umlegen können auf unser Erntegut. Wir sind eigentlich immer abhängig davon, was uns die Genossenschaft bezahlt. Den Preis bestimmt der Einzelhandel, der wiederum von den Genossenschaften beliefert wird. Letztes Jahr war es beispielsweise so, dass wir 14 bis 15 Cent unter den Gestehungskosten produziert haben. Jeder Betriebswirtschaftler kann da nur den Kopf schütteln, dass so etwas geht. Auf Dauer ist das eine Katastrophe, das macht keine Firma, aber mit den Landwirten macht man so etwas.
Der neue Mindestlohn der Erntehelfer wirkt meiner Ansicht nach stark wettbewerbsverzerrend, da diese Mindestlöhne in den europäischen Ländern sehr unterschiedlich sind. In Österreich und Deutschland beträgt der Mindestlohn 8,50 Euro, in Frankreich sind es, glaube ich, schon zehn Euro, in Holland neun Euro, aber da gibt es auch Länder wie Polen, wo 2,30 Euro bezahlt wird. Diese Länder beliefern jedoch die gleichen Märkte. So stark die Lebensmittelketten auch auf Regionalität pochen und Werbung damit machen, sie kaufen trotzdem immer dort, wo es am billigsten ist. Lug und Trug. Ich kenne hier am Bodensee drei große Mostereien. Die dürfen Saft vom Bodensee verkaufen, auch wenn nur 30 Prozent der Ware wirklich vom Bodensee kommt. Der Rest kommt aus ganz Europa. Das ist erlaubt. Das ist einerseits eine unheimliche Verzerrung des Wettbewerbs, aber auch die Kunden werden dabei hinters Licht geführt. Letztes Jahr wurden große Mengen aus Mazedonien und Georgien verarbeitet. Hier ist die Politik zu hinterfragen, die das möglich macht. Es kann doch nicht sein, dass man etwas drauf schreibt, was nicht drin ist. Mit der Regionalität wird geworben, verkauft wird dann aber ganz etwas Anderes.
Letzten Endes ist aber auch der Konsument in der Verantwortung zu entscheiden, kauft er das regionale Produkt oder die Billigware. Es ist eine Frage der Prioritäten, was einem das Essen wert ist. Dazu muss er sich aber erst einmal informieren und nachlesen, wie viel Apfelsaft ist in meinem Apfelsaft eigentlich? Ist er aus Konzentrat gemacht, das aus China kommt? In Deutschland werden 280 Millionen Brötchen aus China verzehrt – beim Apfelsaft ist das genauso. China ist der größte Apfelproduzent der Welt. Das Konzentrat wird in Tanks nach Europa geliefert, mit Wasser verdünnt, ein paar Geschmacksstoffe dazu und schon hat man billigen Fruchtsaft. Alles, wo beispielsweise „Nektar“ drauf steht, ist eine Rückverdünnung von Konzentrat. Nektar klingt gut und verführerisch, ist es aber nicht. Der Verbraucher muss lernen, verstärkt auf die verbrauchertäuschenden Tricks der Vermarktungsindustrie zu achten. Steht auf einer Packung „100 Prozent Fruchtsaft“, sollte diese eigentlich gepressten Saft enthalten, der dann abgefüllt wurde – kein Konzentrat mit Wasser drin.
Wir heben uns ab durch die Selbstvermarktung. Wir sind direkt beim Kunden und bringen eine super Qualität zu einem fairen Preis. Kunden, die ihr Obst auf einem Wochenmarkt kaufen, sind auch bereit, diesen Preis für frische Top-Ware zu bezahlen. Es ist qualitativ einfach ein Unterschied zwischen dem Obst im Supermarkt und dem am Wochenmarkt, vor allem in der Zeit der Lageräpfel. An jeden Markt kommt frische Ware, frisch aufbereitet, einen Tag vorher. Bei mir gehen 80 Prozent an die Genossenschaft, weil ich doch circa 1.000 Tonnen Äpfel produziere. Das sind rund sechs Millionen Äpfel, das lässt sich alleine am Markt nicht verkaufen. Ich bin Mitglied bei der Genossenschaft und habe deshalb auch die Verpflichtung zu liefern. Dabei habe ich einen Spielraum von 20 Prozent, selbst zu vermarkten, der Rest muss an die Genossenschaft geliefert werden. Für die Äpfel, die ich dieses Jahr an die Genossenschaft liefere, bekomme ich erst nächstes Jahr im August mein Geld. Es ist eigentlich wahnsinnig, welche Vorleistungen Landwirte in ganz Europa bringen müssen. Meine Produktion teilt sich in 70 Prozent Äpfel, 20 Prozent Birnen und 10 Prozent Kirschen auf.
Peter Rehm
Ich möchte mich bei Norbert für die super Zusammenarbeit bedanken, die nun schon mehr als ein Jahrzehnt andauert. Der Betrieb beschäftigt im Moment drei Generationen und auch der Vater ist mit 78 Jahren noch eine volle Arbeitskraft. Seit über zehn Jahren besteht zwischen uns ein tolles familiäres Verhältnis und es ist mir auch wichtig, dass ich auf dem Markt konstant hochwertige Produkte habe. Das basiert auf gegenseitigem Vertrauen und ich weiß, wie hier im Betrieb mit den Mitarbeitern umgegangen wird. Das ist mir genauso wichtig, denn ich weiß, hier ist ein guter Umgang. Die Leute werden nicht ausgenutzt, gut untergebracht, gut verpflegt und sie verdienen auch etwas. Das weiß ich nicht von einem Betrieb, den ich nicht kenne. Wenn ich meine Waren über den Großhandel kaufen würde, dann kenne ich den Betrieb nicht. Das ist dann so anonym wie wenn jemand sein Obst im Supermarkt kauft. Deshalb beziehe ich so viel ich kann aus der Region, weil ich da einen Einblick in die Betriebe habe. Dass ich einfach sehen kann, der pflegt seine Obstanlage richtig, der macht seinen Pflanzenschutz so, wie es der Regel entspricht, der schaut zu seinen Leuten, der hat einen sauberen Betrieb, der geht schonend mit dem Produkt um, der verkauft mir keine minderwertige Waren, und so weiter. Das sind einfach Punkte, die über lange Zeit Vertrauen schaffen.
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